graPHIGS und X11

PHIGS bzw. graPHIGS

ist ein in den 80er Jahren entwickeltes System für berschleunigte 3D-Computergraphik. 1988 wurde es als ISO-Standard verabschiedet und in den frühen 90er Jahren als der 3D-Standard betrachtet.
In der Folge erwies sich allerdings OpenGL als erfolgreicher und hat PHIGS seit langem überholt und abgelöst. Trotzdem findet man insbesondere auf der AIX-Plattform immer noch Applikationen, die diese Schnittstelle nutzen. Prominentes Beispiel ist das mächtige CAD-Programm CATIA (Version 4).

Die Integration von PHIGS in X11 geschah über die Extension PEX. Moderne X-Server unterstützen dies allerdings nicht, so dass ein netzwerktransparentes Arbeiten mit solchen PHIGS-Applikationen über einen entfernten X-Server nicht oder nur eingeschränkt möglich ist (im Falle von CATIA 4 fällt der sog. Shaded Mode aus).
Es gibt allerdings - zumindest auf AIX - eine Lösung für dieses Problem. AIX verfügt über ein Software-Paket ("Fileset") zur Umsetzung von GraPHIGS auf X11: graPHIGS.rte.soft.
Dieses Software-Rendering wird in einer Datei PROFILE konfiguriert. Folgendes Beispiel einer solchen PROFILE-Datei schaltet die Umsetzung von graPHIGS auf X11 für das Programm CATIA ein:

*---------------------------------------




* For CATIA:




 AFMMNICK TOCONNID=*,




         
TOWSTYPE=XSOFT,




         
PROCOPT=((STRDEVS,16),(LOCDEVS,2),(VWTBLSZ,64),(ECHOMETH,2),




         
(XWINDASP,1,0),(XNAME,CATIA),(MODFYOCT),(LSTES,32))




*

Wichtig ist hierbei, die Zeilenumbrüche genau wie angegeben beizubehalten, da die Datei sonst nicht richtig gelesen wird. Diese einfache PROFILE-Datei steht hier auch zum Download bereit.

Anmerkung:
Anstatt (XWINDASP,1,0)findet man häfig (XWINDASP,1,1). Diese Werte bestimmen die Proportionen des Grafikfensters und können laut IBM-Dokumentation können hier beliebige Fließkommazahlen angegeben werden. 1, 1 bedeutet also, dass das Grafikfenster immer quadratisch ist und damit z.B. in CATIA oft daneben ein schwarzer Balken entsteht.
Mit (XWINDASP,1,0)passen sich die Proportionen der Grafikfensters dynamisch der Umgebung an. Insofern ist dies i.d.R. die optimale Einstellung.

Dieses PROFILE kann in einen beliebigen Pfad im Dateisystem abgelegt werden; gefunden wird es über die Umgebungsvariable

gPPROFILE="Pfad zu PROFILE"
export gPPROFILE

tatsächlich mit zwei P.
Ansonsten greift der Standard-Ort: /usr/lpp/graPHIGS/etc/PROFILE
Dort findet man bereits vorinstalliert eine Beispiel-Datei.

Kommentierte Links

Eine gute Übersicht zu PHIGS und die Gründe seiner Ablösugn durch OpenGL bietet der PHIGS-Artikel in der engl. Wikipedia; die PHIGS-Seite der dt. Wikipedia bringt dagegen nur eine kurze Zusammenfassung.
Detaillierte Auskunft zu graPHIGS und seiner Umsetzung auf X11 findet man in verschiedenen sog. "Redbooks" von IBM, z.B. im RS/6000 Graphics Handbook.