Server Visuals - Farbmanagement des X-Servers
In der bei X11 üblichen Sprechweise bezeichnet das Server-Visual
im Wesentlichen die Farbtiefe, genauer gesagt ein Farbmodell, das der
X-Server anbietet. Typische Server-Visuals sind:
- GrayScale: 256
Graustufen, ein 8 Bit-Wert pro Pixel.
- PseudoColor: 256
beliebig (vom X-Client) wählbare Farben, ein 8 Bit-Wert pro Pixel. Die
Liste der Farben nennt man Palette,
das sind 256 RGB-Werte. Jeder RGB-Wert enthält je ein Byte zur
Bestimmung des Rot-, Grün- und Blau-Anteils. Damit lassen sich alle vom
menschlichen Auge unterscheibaren Farben beschreiben.
- TrueColor: das inzwischen am
meisten verbreitete
Farbmodell, bei dem für jedes Pixel ein vollständiger 24 Bit tiefer (=3
Bytes) Farbwert zur Verfügung steht. Für jedes Pixel stehen also rund
16,7 Mio. Farben zur Auswahl. Heutige Graphikkarten liefern diese
Farbtiefe auch bei hohen Auflösungen, in den frühen Jahren der
X11-Geschichte war dies alles andere als selbstverständlich.
- DirectColor: erlaubt wie TrueColor die Darstellung
von 16,7 Mio. Farben, allerdings haben X-Clients bei jedem Pixel die
Möglichkeit, jeden der drei RGB-Werte einzeln zu manipulieren.
Von TrueColor abweichende Visuals werden heute, von spezieller Hardware
abgesehen, hauptsächlich von alten X-Applikationen verlangt, die u.U.
nicht in der Lage sind, mit TrueColor zu arbeiten. X11R5 beherrschte
noch kein TrueColor und alten X11-Hasen sind noch die lustigen
Farbeffekte bekannt, die entstehen, wenn eine X-Applikation die
Farbpalette ummappt und so die Fenster anderer Applikationen einen
psychodelischen einfärben. Neben den oben genannten Visuals gibt es
noch eine Reihe von Exoten:
- StaticGray: Graustufen
wie bei
GrayScale. Allerdings erlaubt GrayScale ähnlich wie PseudoColor ein
dynamisches Um-Mappen der 256 Graustufen, während die Graustufen bei
StaticGray eben einmalig "statisch" festgelegt sind.
- StaticColor: eine "statisch"
festgelegte Palette von 256 Farbwerten (8 Bit tief).
- PseudoColor 12 Bit: eine
4096 Farbwerte umfassende Palette, die dynamisches Mapping der
Farbwerte erlaubt.
Ein Server-Visual ist also einiges komplexer als lediglich die
Farbtiefe in Bits pro Pixel. Deshalb bietet sich die Bezeichnung
Farbmodell als Übersetzung an.
Da die Größe des Videospeichers auf Grafikkarten heute nicht mehr zu
eingeschränkter Farbtiefe zwingt, ist inzwischen TrueColor das
Standard-Visual auf Linux. Natürlich ist auch das konfigurierbar, und
zwar sowohl als Kommandozeilen-Parameter als auch in der xorg.conf:
Bedeutung |
Kommandozeile |
xorg.conf |
Farbtiefe |
-depth
(früher -bpp)
Dies ist ein Implementierungs-spezifischer Parameter.
Mögliche Werte sind 1, 4, 8, 15, 16, 24,
abhängig vom Treiber der Grafikkarte. |
SubSection "Display"
Depth depth
entries
...
EndSubSection |
Sever Visual |
-cc <visual
class no.> |
Visual "visual-name"
|
Nicht alle Visuals sind bei jeder Farbtiefe möglich. Der X-Server von
X.org unterstützt folgende Kombinationen:
- Farbtiefen 15, 16, 24 Bit
- TrueColor, DirectColor (nicht bei allen Grafikkarten)
- Farbtiefe 8 Bit:
- StaticGray, GrayScale, StaticColor, PseudoColor (das
ist der Default für 8 Bit), TrueColor, DirectColor
- Farbtiefe 4 Bit:
- StaticGray, GrayScale, StaticColor (Default für 4
Bit), PseudoColor
- Farbtiefe 1 Bit:
- StaticGray
TrueColor und DirectColor werden bei Farbtiefen < 24 Bit durch Dithering dargestellt.
Detaillierte Auskunft über die zur Verfügung stehende Visuals und zahlreiche andere Eigenschaften des X-Servers gibt xdpyinfo.
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